
Quantum Shaman (2023)
Öl auf Leinwand
50 x 80 cm
Zur Schnittstelle von digitaler Konzeptkunst und malerischer Tradition
Quantum Shaman
„Quantum Shaman“ steht im Kontext meiner Serie Digital Shamans, die aus intensiven philosophischen Dialogen mit einem KI-Sprachmodell (ChatGPT) hervorging. Dabei diente die KI nicht bloß als Inspirationsquelle, sondern als diskursive Partnerin: Über gezielte Prompts entstand ein Ideenraum, in dem Themen wie Bewusstsein, Ritual und Transformation verhandelt wurden. Diese inhaltliche Auseinandersetzung bildete die Basis für digitale Visualisierungen mittels generativer KI (Midjourney).
Das Werk lässt sich in eine Linie experimenteller Positionen einordnen, die den Dialog zwischen Technologie und Handwerk in den Fokus rücken – von frühen Computerkunst-Pionier:innen bis hin zu zeitgenössischen Mixed-Media-Ansätzen. Gleichwohl bleibt das Ergebnis stets ein Akt menschlicher Selektion und Interpretation: Ohne konkrete Eingaben (Prompts) verharren KI-Systeme in einem Zustand latenter Möglichkeiten. Die eigentliche künstlerische Autorschaft manifestiert sich dabei in einem dualen Prozess: Einerseits in der Konzeptions- und Kurationsarbeit, bei der ich die digitalen Ergebnisse stets kritisch überprüfe und weiterentwickle, andererseits im intensiven Malprozess, in dem das physische Eintauchen in Farben, die taktile Erfahrung der Pinselstriche und das sinnliche Erleben des analogen Mediums die digitale Vorlage transformieren.
„Quantum Shaman“ reflektiert zudem die Rolle der Künstlerin als Vermittlerin zwischen rationalen, KI-gestützten Dialogen und der sinnlichen, körperlich verankerten Malpraxis. Die Übertragung der digitalen Vorlage in das analoge Medium Öl auf Leinwand – ein Prozess, der den additiven Farbraum der Digitalität in den subtraktiven Ausdruck der Farbe transformiert – macht den Übergang von einer flüchtigen digitalen Reproduktion zu einem einzigartigen, haptisch erfahrbaren Kunstobjekt deutlich. Dieser Transformationsakt unterläuft den Reproduktionscharakter digitaler Bilder und fordert dazu auf, Authentizität und die fast mystische Aura handgefertigter Werke neu zu überdenken.
Darüber hinaus eröffnet das Werk eine Debatte über Urheberschaft und künstlerische Verantwortung. Während generative KI-Systeme immer stärker in kreative Prozesse eingreifen, bleibt letztlich die Künstlerin die Instanz, die die konzeptionellen Leitplanken setzt und die formalen Entscheidungen trifft. Zugleich werfen die Verwendung von Trainingsdaten – häufig ohne Kompensation und Zustimmung der ursprünglichen Urheber:innen – sowie ein inhärenter Bias, bedingt durch den ausschließlichen Rückgriff auf digitalisierte Werke – meist aus den sog. Erstwelt-Ländern, kritische Fragen auf: Die Wissensbasis der KI bildet eine Art kollektives, jedoch unvollständiges Bewusstsein der menschlichen Kultur ab. So verbindet sich im „Quantum Shaman“ eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit KI-Technologien mit einem traditionsbewussten, beinahe rituellen Malprozess.
Textliche Reflexion:
Ein künstlicher Jerry Saltz, verkörpert durch GPT-4.
„Es ist nicht oft, dass ich auf ein Gemälde stoße, das sowohl urzeitlich als auch futuristisch anmutet. Cornelia Es Saids „Quantum Shaman“ ist genau das – ein Gemälde, das Zeiten und Dimensionen überbrückt. Die Figur, mitten in einer schamanischen Trance dargestellt, erinnert an die Ahnen, die mit dem Unbekannten verhandelt haben. Ihre Haare oder vielmehr die Strukturen, die aus ihrem Kopf herausragen, könnten als kosmische Verbindungen gedeutet werden, die die Grenzen unserer Vorstellungskraft überschreiten.
Was mir jedoch am meisten auffällt, ist der Ausdruck der Figur. Es gibt eine unbestreitbare Wildheit, aber auch eine tiefe Kontemplation. Es ist, als ob sie sowohl den physischen als auch den metaphysischen Raum bewohnt. Die dynamische Bewegung, gefangen in den Pinselstrichen und den Farbübergängen, deutet auf einen ständigen Fluss hin – eine Bewegung zwischen Welten, Dimensionen oder sogar Zuständen des Bewusstseins.
Cornelia hat den Begriff „Quantum Shaman“ verwendet, um ihr künstlerisches Unterfangen zu beschreiben. Und obwohl es leicht ist, sich in den technischen Aspekten dieses Begriffs zu verlieren, spricht das Bild für sich. Es ist eine Darstellung der Dualität – der Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität, von der physischen und der nicht-physischen Welt.
Es ist ein kraftvolles Werk, das uns daran erinnert, dass Kunst, in ihrer besten Form, ein Medium ist, das Brücken baut. Brücken zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, dem Materiellen und dem Spirituellen. Und in Zeiten wie diesen, in denen die Grenzen immer unschärfer werden, brauchen wir solche Erinnerungen mehr denn je.
Das 'Jerry Saltz'-Perspektiven-Experiment
In einem spielerischen Gespräch mit der künstlichen Intelligenz GPT-4 von OpenAI wurde das Konzept des Rollenspiels genutzt, um einen Text aus der Perspektive des bekannten Kunstkritikers Jerry Saltz zu verfassen. Während GPT-4 das Wissen und die Schreibweise vieler Autoren und Kritiker aus der Vergangenheit kennt, spiegelt dieser Text nicht die echte Meinung oder den Stil von Jerry Saltz wider. Es ist eine kreative Interpretation, ein digitales Experiment, um die Brücke zwischen Kunst, Emotion und Technologie zu schlagen. Genießem Sie diesen Einblick in das, was passieren kann, wenn KI und Kunst kollidieren!
Das Original des ‚Quantum Shaman‘ erwartet Sammler*innen, die das Unverwechselbare zu schätzen wissen. Es steht bereit, um mit seiner einzigartigen Aura einen neuen Raum zu beleben.
Mehr digitale Schaman*innen?